Jede Menge Essen landet in der Tonne. Doch nicht nur zahlreiche Supermärkte entsorgen auf diese Weise nicht verkaufte Ware oder Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeit kurz vor der Ablauffrist steht. Auch Privathaushalte gehen nicht gerade zimperlich mit den von ihnen bezahlten Nahrungsmitteln um.
Moneten für den Müll
Laut einer Studie der Universität Stuttgart werden jährlich insgesamt elf Mio. Tonnen Lebensmittel als Abfall entsorgt – mehr als die Hälfte davon landet in der heimischen Restmülltonne. Der übrige Anteil davon entfällt auf Restaurants, Kantinen und den Handel. Das Tragischste an dieser Bilanz: Etwa 50 Prozent der weggeworfenen Nahrungsmittel wären noch genießbar gewesen.
Diese Zahlen sprechen in Zeiten, in denen sich immer mehr Bürger über Geldknappheit beklagen, eine eigentümliche Sprache. Mit dem Essbaren wandern nämlich nicht nur ganze Mahlzeiten in die Tonne, sondern auch beträchtliche Geldsummen. Bis zu 21,6 Mrd. Euro landen laut einer Hochrechnung der Universität Stuttgart jährlich im Müll der Privathaushalte.

Das „tägliche Brot“ wandert leider immer öfter in den Müll. Dabei wird vergessen, welche Energie in dem Lebensmittel steckt.
Von der Mangel- zur Überflussgesellschaft
Die Wegwerfgesellschaft hat sich schleichend ihren Weg in deutsche Haushalte gebahnt. Die ältere Generation musste Krieg oder Nachkriegsdeutschland mit all seinen Entbehrungen und Mängeln erleben; man lernte Überlebensstrategien auszuloten und wusste Essbares zu schätzen.
In einer Gesellschaft des Überflusses jedoch sind Lebensmittel vergleichsweise günstig und quasi ständig verfügbar. Angefacht durch Marketing und Werbung dreht sich die Konsumgesellschaft um teure Smartphones, kraftstrotzende Autos und findige Elektronik. Lebensmittel sind auf unserer Wunschliste erst weit unten angesiedelt und die mangelnde Wertschätzung der Nahrungsmittel wird offensichtlich, sobald wir sie ohne mit der Wimper zu zucken der Tonne angedeihen lassen.
Wissen, was Essen wert ist
Natürlich kauft keiner Nahrungsmittel, um sie in den Müll zu werfen, doch fehlgeplante Einkäufe, oder Unkenntnis über das Mindesthaltbarkeitsdatum sorgen in Gesamtheit für wahre Müllberge aus wertvollem Essen. Schlichte Unbedachtheit ist es also in den meisten Fällen, die Konsumenten zu Lebensmittel-Verschwendern macht.
Hinzu kommt die Tatsache, dass uns kein Wert vor Augen steht, wenn wir zur Mülltüte greifen. „Wie schade“, mag der ein oder andere denken, wenn er ein Glas Marmelade wegwirft, dessen Haltbarkeit abgelaufen ist. Doch in den seltensten Fällen überlegt man sich: „Das sind gerade 1,50 Euro, die ich da wegwerfe.“
Obgleich unser Bezug zu Geld und Materiellem immer intensiver wird, nimmt unser Bezug zum Wert von Dingen ab. Wir beziehen unser Gehalt bargeldlos, lassen unsere Rechnungen abbuchen und bezahlen im Supermarkt per Karte. Welchem Geldwert Lebensmittel entsprechen, wissen viele nicht. Noch schwieriger wird es, wenn man den Wert von einem halben Brot, einem Stück Käse oder ein paar verfaulten Äpfeln berechnen soll. Original verpackte und intakte Lebensmittel wegzuschmeißen, reut viele. Reste wegwerfen geht wesentlich schneller von der Hand.
Der Resterechner – Wertermittlung 2.0
Gerade der Wert von Restabfällen türmt sich oft zu weit größeren Summen auf als wir uns vorstellen können, schließlich steckt in einem Produkt jede Menge Energie für Herstellung, Transport, Lagerung und Verkauf. Wenn man diesen Energieverbrauch dann auch noch in Relation setzt, mag manch einer seinen Augen nicht trauen: Entspricht das weggeworfene Glas Marmelade doch tatsächlich der Energie für 25 Stunden Computer spielen oder knapp 1000 Stunden Musik hören.
Damit unser Verständnis für Wertverhältnisse wieder zurechtgerückt wird, hat der Bundesverband kritischer Verbraucherinnen und Verbraucher (Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V.) einen Resterechner zur Verfügung gestellt.
Zunächst bestimmt man das Lebensmittel für die Tonne, indem man es anklickt. Nun legt man seine Menge über die Plus- und Minus-Buttons fest.
Über ein Auswahlmenü kann man bestimmen, womit der Wert des Lebensmittels in Relation gesetzt wird.
Neben dem Geldwert des Restmülls gibt der Rechner außerdem an, was stattdessen mit der benötigten Energie möglich gewesen wäre.
Der Resterechner führt eine Bilanz vor Augen, die nachdenklich stimmt und uns beim nächsten Griff zum Deckel der Mülltonne innehalten lässt.
Bild: Rusha, Brot backen; www.piqs.de; some rights reserved
Screenshots: resterechner.de